Sie sind jung, dynamisch und stecken voller neuer, kreativer Ideen. Sie arbeiten hart, müssen oft Rückschläge einstecken, doch sie stehen wieder auf und machen weiter. Sie träumen, stecken ihre Ziele hoch und gewinnen. Die Rede ist von Start-Up-Unternehmern. Jungen Menschen, die sich entweder den großen Traum der Selbstständigkeit erfüllen oder auch einfach eine spontane Idee in die Tat umsetzen. Was sind das für Leute? Was zeichnet sie aus, was ist das Geheimnis ihres Erfolges?
Für diese Reportage hatten wir die Möglichkeit, mit zwei Unternehmensgründern zu sprechen und einen Einblick in ihren Alltag zu bekommen. Wir möchten diejenigen, die mit der Idee der Selbstständigkeit spielen, in ihrem Vorhaben bestärken, inspirieren und zeigen, dass das Studium tolle Möglichkeiten mit sich bringt und sich das Leben entgegen aller Pläne oft auch in eine ganz andere Richtung entwickeln kann, wenn man seine Chancen ergreift.
Als Bastian Steineck 2009 Christian Voigt kennenlernt, ahnt er noch nicht, welche Auswirkungen ihre Freundschaft auf seinen beruflichen Werdegang haben wird. Der damalige Publizistikstudent der JGU ist gerade einmal 21 Jahre alt, als die beiden die Idee zur Gründung des Stijl Designmarkts haben. Gemeinsam erschaffen die beiden ein Start-Up-Unternehmen (Anm. der Autoren: Die Firma „Neue Projekt GmbH & Co. KG, die hinter dem Stijl Designmarkt steht, gehört Christian Voigt und Sebastian Hübschmann).
Die Grundidee war also, einen Lagerverkauf im Rhein-Main-Gebiet für Streetwear, Snow- und Skatesports zu schaffen und damit die Lager der Händler freizuräumen. „Dann haben wir aber schnell gemerkt, dass es nicht unbedingt bei dieser ‚Wühltisch-Atmosphäre‘ bleiben sollte. Das Thema kam an, das haben wir gemerkt, denn ohne großen Aufwand kamen 1500 Leute. Und so haben wir die Stijl von Mal zu Mal weiterentwickelt.“
Obwohl Basti am Anfang seines Studiums steht, reizt ihn diese neue Herausforderung. Der Projektleiter erzählt: „Eigentlich hatte Christian die Idee zu dem Ganzen. Ich habe zweieinhalb Jahre während des Studiums hier gearbeitet. „Seit ich 2013 mit dem Magister fertig bin, habe ich ein bisschen mehr Zeit und mache hier auch dementsprechend ein bisschen mehr.“ Seine Aufgaben reichen im Projekt- und Eventmanagement von allem was Veranstaltungen mit sich bringen. Dazu gehören PR, Marketing und der immer wichtiger werdenden Betreuung von Social Media und Community Management, bis hin zu Personalakquise und Organisatorischem rund um die Messe an sich – wie Fragen der Sicherheit, Ausschankgenehmigungen und vieles mehr. Doch wie schafft er die ganze Bandbreite von A-Z alleine? „Ich muss nicht alles alleine händeln, da wir ein kleines Team von 6 Leuten sind. Aber am Ende laufen bei mir die Fäden zusammen.“
Einer der Kreativen, der die Besucher der Stijl mit seinen Designs bereichert, ist Roman. In der Gaustraße der Mainzer Altstadt hat der 26-Jährige seinen eigenen Laden „WAMASA“. Dort verkauft er Bekleidung, bedruckt mit eigenen Designs. Vor Ort findet jedoch nicht nur der Verkauf, sondern auch die Produktion statt. „Konkreter heißt das, dass ich meine Ware selbst an der Siebdruckmaschine im Laden anfertige“, erklärt der Jungunternehmer stolz. Angesprochen auf die Herkunft des Namens seines Labels, erinnert Roman sich an die Entstehung aus einer „Blödelei“ unter Freunden:





Den Anstoß sich selbstständig zu machen, kam dem Kommunikationsdesigner bei seiner Diplomarbeit. Für diese besuchte er einen Kindergarten, malte mit den Kindern und verwendete die gezeichneten Motive anschließend als Designvorlage für T-Shirt-Drucke. Die Idee sich ganz seiner Vorliebe, den T-Shirts, zu widmen, kam Roman bei der Bitte einer Freundin, ein Shirt für sie zu entwerfen. Er arbeitete sich in das Siebdruckverfahren ein und stellte fest, dass er seine Kreativität zum Beruf machen möchte.
In zwei Wochen findet wieder die Stijl Mainz statt. Mittlerweile kann sie regelmäßig über 10.000 Besucher verbuchen. Kommen überhaupt Schwierigkeiten auf bei dieser Erfolgsgeschichte? Basti erklärt, dass die Stijl kein Selbstläufer sei und die Rolle der PR oft unterschätzt werde: „Wenn wir keine Plakate aufhängen würden, und keine Facebook-Veranstaltung erstellen würden, würde auch mit Sicherheit niemand kommen.“ Trotz einigen Rückschlägen entschließen sich Christian und Basti die Messe an weiteren Standorten auszuprobieren. Die größte Herausforderung für Basti ist, in Städten wie Mainz oder München, wo die Messe gut funktioniert hat, jedes Mal wieder Vollgas zu geben und sich nicht auf dem Erfolg auszuruhen. Jeder Stijl Designmarkt ist wie ein Neustart.
Heute können die Firmengründer von ihrer Selbstständigkeit leben. Begeistert erzählt Basti: „Das ist schön, vor allem ist es schön wenn die Messe funktioniert und du weißt, es ist dein eigenes Werk, oder das Werk von dem Team. Aber andererseits fällt es uns allen natürlich auch schwer mal abzuschalten und loszulassen, da es auch das eigene Baby ist, wenn man von Stunde null an mit dabei ist.“ Was das Projekt angeht, haben sich die Erwartungen der beiden erfüllt: Als sie 2009 starteten, hatten sie nicht das Ziel, das Geschäftsmodell in ganz Deutschland auszurollen. Die Stijl verbreitete sich von Mainz aus in ganz Deutschland – von Nord bis Süd ist der Designmarkt mittlerweile in 6 Städten vertreten.








Die Fürsorge und Liebe zum Detail, die die jungen Unternehmer als so wichtig erachten, lassen sich auch in Romans Arbeit wiederfinden. Jedes Teil ist von Hand gefertigt und somit ein Unikat.
Neben seinen eigenen Druckmotiven besteht ein Großteil seiner Tätigkeit aus Auftragsarbeiten für Universitäten, Schulen, sowie Junggesellenabschiede. Obwohl Roman, wie er sagt, selbst mehr Spaß am Entwerfen und weniger am Verkaufen hat, nimmt er seit einigen Jahren mit großer Freude und Motivation an der Stijl teil. Aus seinem Terminkalender ist diese Veranstaltung daher nicht mehr wegzudenken. Durch die Messe eröffnet sich ihm die große Chance, seine Marke bekannt zu machen und auch mit Kunden abseits der Auftragsarbeiten in Kontakt zu treten. Wer der Stijl einen Besuch abstattet, findet Roman gut gelaunt an seinem individuell gestalteten Stand, zwischen Pullovern, T-Shirts und Jutebeuteln. Modebewusste Gäste können bei ihm unter anderem Messerabatte und limitierte Liebhaberstücke ergattern.
Trotz des gegenwärtigen Erfolgs des Stijl Designmarkt planen Basti und Christian die Zukunft ihres Start-Ups in kleinen Schritten. So wurde die Planung der Märkte für das Jahr 2015 erst Anfang des Jahres abgeschlossen. Auch jetzt noch überlegen die beiden, in welchen Städten sie dieses Jahr vertreten sein möchten und wie dies durch das kleine Team ermöglicht werden kann. Eine 5-Jahresplanung können sie, laut Basti, aber nicht voraussagen.
Trotzdem haben die beiden für die Zukunft den Wunsch, das deutschlandweit größte Netzwerk, beziehungsweise der größte Veranstalter für Designmärkte zu werden. Ein großes Ziel – und auch Basti schüttelt darüber manchmal den Kopf. Allerdings gibt es in Deutschland nicht viele, die Designmärkte wie die Stijl in mehreren Städten veranstalten. Die meisten konzentrieren sich auf ein oder zwei Städte oder auf eine bestimmte Region. Sollte der Stijl-Designmarkt sich also weiterhin so erfolgreich wie bisher verbreiten, scheint dieses Ziel nicht unerreichbar.
Doch welches Fazit ziehen die Gründer des Stijl-Designmarktes aus den bald sechs Jahren Selbstständigkeit mit einem Start-Up? Klar ist, dass es kein einfacher 9-to-5-Job ist: „Sehr viel Arbeit, manchmal wenig Geld und viel Herzblut, das man investieren muss – das zerrt an den Nerven. Aber für die meisten Selbstständigen wird sich das lohnen, wenn sie sich für ihr eigenes Projekt, ihr ‚Baby‘, begeistern. Wichtig ist das Durchhaltevermögen – der lange Atem.“ Das ewige Auf und Ab muss man überwinden. Auf die Frage, was er anderen Start-Up-Gründern oder denen, die es werden wollen, gerne mitgeben möchte, antwortet Basti: „Dieses Tal in dem eben auch die meisten zerbrechen, durchzustehen, das kann man nur jedem wünschen.“ Basti, Christian und das Team des Stijl-Designmarktes befinden sich momentan auf dem Weg nach oben. Wir hoffen für sie, dass es so bleibt.
Wenn der Jungdesigner Roman an die Zukunft denkt, wünscht er sich, sein Label WAMASA weiter auszubauen und bekannt zu machen, um unabhängig von Auftragsarbeiten zu sein. So sieht sich Roman in fünf Jahren als freischaffender Designer, der sich nur noch vom Verkauf seiner selbst entworfenen Artikel finanzieren kann. Hierfür möchte er in Zukunft vor allem einen Fokus auf die Vergrößerung seines Online-Angebots legen und vielleicht auch noch mehr Laufkundschaft in seinen stilsicheren Laden in der Gaustraße locken.
Für alle, die nun neugierig geworden sind und sich gerne weiter mit dem Thema Selbstständigkeit beschäftigen und sich informieren möchten, haben wir im Folgenden eine Liste mit hilfreichen Tipps rund um die Start-Up-Gründung zusammengestellt.
Finanzierungsmöglichkeiten
- KfW: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Gr%C3%BCnden-Erweitern/
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: http://bmwi.de/DE/Themen/Mittelstand/Mittelstandsfinanzierung/gruendungsfinanzierung.html
- Crowdfunding: http://www.crowdfunding.de/plattformen/
Verbände
- Bundesverband Deutsche Startups e.V.: https://deutschestartups.org/
Beratung
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